Sport und Ehrgeiz

Was treibt ehrgeizige Sportler an?

Sie wollen immer der Beste, der Erste, der Sieger sein. Sie sind stolz auf Ihre Leistungen und können diese im Wettkampf mit anderen Sportlern sogar noch steigern. Sollte es jedoch nicht so laufen, wie Sie sich das vorgestellt haben, sind weder die Umstände noch andere Menschen dafür verantwortlich. Im Gegenteil: Sie strengen sich beim nächsten Mal noch mehr an, steigern die Trainingsintensität, erhöhen die Anzahl der Trainingseinheiten oder ändern ihr Verhalten.

Kommen Ihnen diese Aussagen bekannt vor? Dann gehören Sie mit großer Wahrscheinlichkeit zu der großen Schar der besonders ehrgeizigen Sportler.

Sofern Sie sich bei Ihren Aktivitäten, egal ob beim Training oder im Wettkampf, nicht überfordert fühlen, handelt es sich um einen gesunden und an Ihre persönlichen Voraussetzungen angepassten Ehrgeiz. Sie setzen sich realistische Ziele und tun durch die regelmäßige körperliche Betätigung Ihrer Gesundheit Gutes. Wer mit vollem Einsatz seine sportlichen Ziele verfolgt, wird nachgewiesenermaßen bedeutend besser mit Tiefschlägen fertig.

Aber Vorsicht!

Zu viel Ehrgeiz kann die Gesundheit auch gefährden!

Carsten Wrosch und Gregory Miller sind Wissenschaftler an der Universität British-Columbia in Vancouver. Sie entwickelten eine Studie, in welcher sie die Vor- und Nachteile von Ehrgeiz untersuchten. Dafür teilen sie insgesamt 90 jugendliche Probanden in zwei verschiedene Gruppen auf. In der einen Gruppe befanden sich die besonders zielorientierten Typen und in der Zweiten diejenigen Personen, die im Alltag im Allgemeinen weniger ehrgeizig zu Werke gingen. Beide Gruppen wurden ein Jahr lang auf ihre psychische Stabilität und die damit verbundenen Auswirkungen auf ihre Gesundheit hin untersucht. Die Frage lautete am Ende: Lohnt es sich, an hochgesteckten Zielen hartnäckig festzuhalten und mit vollem Ehrgeiz weiter daran zu arbeiten, auch wenn sie im Laufe der Zeit unerreichbar scheinen bzw. es letztendlich auch sind? Wäre es aus Gründen der Vernunft nicht besser, sich rechtzeitig davon zu verabschieden?

Die Studie ergab, dass diejenigen Probanden, die mit viel Ehrgeiz an ihren Zielen festhielten, nach Ablauf des Jahres bedeutend mehr Entzündungsmarker im Blut aufwiesen, als die weniger ambitionierten Studienteilnehmer. Vor allem der Entzündungsmarker CRP wies bei der ersten Gruppe überhöhte Werte auf. CRP gilt unter Wissenschaftlern und Ärzten als Indikator für die Verkalkung von Blutgefäßen bzw. Arteriosklerose.

Die beiden kanadischen Wissenschaftler schlussfolgerten daraus, dass Sportler, wie alle anderen Menschen mit sehr viel Ehrgeiz ein erhöhtes Risiko haben, chronisch zu erkranken. In Hinblick auf die körperliche Verfassung sei es demnach vernünftiger, die unrealistisch hochgesteckten und kaum jemals erreichbaren Ziele beizeiten aufzugeben.

Besonders zielstrebige Menschen sollten verpassten Zielen demnach nicht lange nachtrauern, sondern ihren Ehrgeiz dazu verwenden, sich voller Optimismus und Elan neue Aufgaben zu suchen. Das könnte im sportlichen Bereich sowohl eine passendere Sportart, der Halbmarathon anstatt Triathlon, aber auch der Abschied von der eigenen aktiven Laufbahn mit anschließender Trainertätigkeit sein. Das wiederum bewahrt Sie vor eventuell negativen seelischen Folgen der persönlich empfundenen Rück- bzw. Fehlschläge.